Den Sound leiser stellen

Replik WOZ-Artikel zum Covid-Gesetz

In der WOZ (die Wochenzeitung) vom 11. November 2021 erschien ein Text zur kommenden Covid-Abstimmung. Zunächst daraus einige Zitate: Die Plakate draussen in der Landschaft warnen vor «Massenüberwachung» und einem «Impfzwang für alle». Gemäss Artikel gingen diejenigen vergessen, die genug vom Covid-Glaubenskrieg hätten. Die aufgepeitschte Diskussion habe zur Folge, dass die Relationen verloren gingen. “So bleibt der Eindruck, dass manche nur für ihren eigenen Egoismus die Treicheln schütteln.”

Die weissen Stimmberechtigen würden sich im Vokabular vergreifen, weil sie über alle Rechte verfügten, weil sie nie eine Diskriminierung hätten erleiden müssen. Dabei ginge vergessen, dass wir mitten in einer Pandemie lebten und in der Stille dürfte vermerkt werden, dass wir in einer privilegierten Welt lebten. “Überhaupt gibt es weit grössere Probleme als diese Pandemie: die Klimaerwärmung, die Ungleichheit zwischen Nord und Süd…” Der Artikel endet damit, dass manchmal ein Nein mit Ausrufezeichen wohl besser wäre, es diesmal aber eine leises Ja sei.

Den WOZ-Artikel erhielt ich von einem Freund, nachdem ich ihn darauf aufmerksam zu machen versuchte, welche konkreten Nachteile das Covid-Zertifikat für unsere Familie seit zwei Monaten zur Folge hat. Als Replik darauf möchte ich hier die Antwort meiner Frau anfügen:

Den Sound leiser stellen – Replik einer Leisen

Ja, den Sound leiser stellen. Das habe ich mir lange gewünscht. Nicht in Dezibel, (das manchmal auch), sondern in der Vehemenz, der Ausschliesslichkeit, der fehlenden Wahrnehmung der anderen Sicht. Die riesengrosse Bedrohung, die da am Horizont erschien, ich gebe zu: ich fand den Umgang damit bereits zu Beginn nicht als adäquat. Die reiche Welt sah eine Bedrohung auf sich zukommen und reagierte panisch. Trotz einer der weltweit besten Gesundheitssysteme, einer der höchsten Lebenserwartungen und höchstem Wohlstand fühlten sich viele Menschen in der Schweiz akut bedroht. Und keinesfalls nur ältere und kranke Menschen.

Die Schweiz sicherte sich frühzeitig sehr viele Impfdosen, nicht nur für die Gefährdeten und Verunsicherten, nein gleich noch für alle anderen auch. Sicher ist sicher. Ärmere Länder mit tieferer Lebenserwartung, mit kaum vorhandener oder schlechter medizinischer Versorgung und Mangel gingen leer aus. Nachvollziehbar vielleicht, aber doch wohl eher egoistisch als altruistisch, nicht?

Bei der Arbeit begegneten mir die, welche schon früh sämtliche Massnahmenkritiker als irgendwie moralisch tiefer stehend wahrnahmen. Ich warf dann doch mal ein, dass wohl die meisten von denen auch Grosseltern, alte Eltern, Nachbarn oder Bekannte mit Vorerkrankungen hätten und diese sicher nicht gefährden wollten. Dass die implizite (oder auch explizit) geäusserte Unterstellung ungeheuerlich ist, sagte ich nicht. Zuhause war dann mein Mann, der das Maskentragen problematisierte, aber sicher kein Leugner der Krankheit, auch nicht deren Gefährlichkeit war.

Wir haben aufgepasst. Mir machte es auch nichts aus die Maske zu tragen und sei es nur, damit andere weniger Angst haben. Ich war zuversichtlich, dass der Umgang wieder sachlicher und entspannter würde, wenn sich mit der Impfung Gefährdete und all diejenigen, die Angst hatten, schützen können.

Und jetzt? Alle, die es wollten, sind geimpft. Doch der Umgang mit denjenigen, die sich nicht impfen lassen, ist bedenklich. Verordnet von höchster Stelle. Begleitet vom Beifall von Politikern sämtlicher Couleur. Es wird mangelnde Solidarität und Egoismus unterstellt. Auch dann, wenn man die Massnahmen eineinhalb Jahre mitgetragen und aufgepasst hat. Für mich und viele andere ist das Spritzen eines völlig neuartigen Impfstoffes nicht einfach «ein Pieks» (ist es ja auch objektiv nicht). Da gibt es viele sachliche und auch persönliche Gründe, weshalb Menschen das nicht wollen. Es ist zutiefst respektlos, diese Menschen kurzerhand als Egoisten oder intellektuell minderbegabt abzuqualifizieren.

Ich gehe nicht mehr in die Kantine. Das letzte Mal war ich mit einer stramm linken Kollegin, welche entschieden für das Zertifikat ist. Sie erzählte ausführlich, was sie an all den kommenden Abenden so unternehmen werde (Konzerte, Kino, Museumsbesuche). Muss ich erwähnen, dass auch Geimpfte die Krankheit weitergeben und bekommen, ja sogar daran sterben können? Die Impfung ist eine Massnahme, aber nicht das Allheilmittel. Ich hörte in meinem Kopf die Tags zuvor geführte Unterhaltung mit meiner Tochter.

Sie: «Wir können nun nicht mehr zusammen in den Zoo.»

Ich: «Ja, aber weisst du, du bist ja nun nicht mehr so klein und deine ältere Schwester glücklicherweise noch nicht 16. Du könntest mal mit ihr gehen.»

Sie: «Ja, aber ein dreijähriges Kind, dessen Eltern nicht geimpft sind, kann nun nicht mehr in den Zoo.»

Ja. Das ist so. Denn fast zeitgleich mit der Ausweitung der Zertifkatspflicht wurden ja auch die Tests kostenpflichtig. Man bezahlt einfach nicht fünfzig Franken zusätzlich nur damit man rein darf. «Ich bleibe draussen», stand früher bei der Migros jeweils für die Hunde. Nicht nur mir ist dieser Satz und dieses Bild in den Sinn gekommen. Viele fühlen sich zutiefst verletzt. Mittlerweile wurden auch die günstigeren Tests, die auch auf den Markt kamen und ohne lange Voranmeldung durchgeführt werden konnten, vom Bundesrat untersagt. So ist die Situation.

Der individuelle Entscheid gegen die Impfung wird sanktioniert. Und jetzt wird bereits 2G diskutiert.

Es sind Menschen, die da fertig gemacht werden. Keine Schwurbler, Covidioten und was der abqualifizierenden und entmenschlichenden Schlagworte noch sind. Wollt ihr jetzt wirklich einwenden «es geht um Menschenleben»? Wo ist der Schutz der alten Menschen in den Heimen, denn dort starben und sterben noch immer am meisten?

Wieviele von den ausgegebenen Milliarden wurden bereitgestellt, damit alte Menschen z.B. in kleineren Gruppen, mit weniger, nur für sie zuständigen Betreuungspersonen leben und so die Ansteckungswahrscheinlichkeit verringert werden kann? Die schöne Idee von Freiwilligen, für alte Menschen einkaufen zu gehen, damit sie sich keinem Risiko aussetzen müssen, hätte man auf politischer Ebene aufnehmen und ausbauen können. Thema Gesundheitsförderung? Die Politik setzte auf einsperren, verhindern und mittlerweile auch ausgrenzen.

Wie geht es wohl den Menschen in Österreich, welche sich nicht impfen lassen wollten? Wir hören nichts darüber. Sie werden totgeschwiegen.

Dies ist ein sehr persönliches Statement ohne viel politische Argumente und Verweise auf Statistiken. Dies, damit ihr eine Ahnung davon bekommt, wie es den Diffamierten und Ausgegrenzten geht und zur Förderung des Bewusstseins, dass die Andersdenkenden auch Menschen sind. Alle.

Bitte: Stimmt «nein»
Gegen die Spaltung der Gesellschaft.

 


Zwischen dem 1. Janaur 2021 und dem 31. März 2022 machte die Schweiz (alleine auf Bundesebende) zur Bewältigung von Covid Schulden über 65370 Millionen bzw. 65.37 Milliarden. Dies entspricht dem Erwerb von neuen Kampfflugzeugen gemäss Abstimmung Sommer 2020. Quelle: Covid-Schulden Bund


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