30. Janaur 2021: Wer sich aus verschiedenen Blickwinkeln informieren möchte, findet bei den grösseren Medienhäusern leider oft nur viel Mainstream (selbst die BAG-Seite ist da noch erhellender, siehe gestern). Am ehesten schert mal die NZZ etwas aus. Als Alternativen können infosperber.ch und inside-paradeplatz.ch empfohlen werden, doch auch diese bekunden manchmal Mühe mit dem sich rotierenden Karussell von News.
Als im vergangenen Frühling mitten in der Krise ein Reporter-Beitrag über den damaligen BAG-Chef Koch gesendet wurde, da fand ich doch, das dies einer Notrechtslage ganz und gar unwürdig sei. Als Chef des BAG hatte gerade er ja zu verantworten, dass keine Pflichtlager für medizinische Masken vorhanden waren. Bis heute warte ich auf eine Recherche, wie es zu diesem Debakel kommen konnte.
Allzu viel Medienvielfalt gibt es in der Schweiz nicht. Etwas anders sind zuweilen infosperber.ch als auch inside-paradeplatz.ch. Das erstere Portal deckt eher das linke Spektrum ab, beim letzterem dürften eher bürgerliche Positionen im Vordergrund stehen. Infosperber.ch wird von einem Verein getragen (keine Werbung), inside-paradeplatz.ch wird vom Journalisten Lukas Hässig betrieben. Bekannt wurde dieser mit hartnäckigen Artikel, die dafür sorgten, dass ein gewisser Banker für Monate in Untersuchungshaft landete.
Sperber mal flopp, aber auch top
Wer heute bei beiden Portalen Artikel aus der Anfangsphase der Pandemie sucht, findet bei infosperber.ch z.B. einen ziemlich desaströsen Artikel vom 10. März 2020, wo der Autor zur Lage in Italien findet (Zitat): “Die Zahl der Verkehrstoten und -verletzten kann drastisch reduziert werden – zum Freischaufeln von Spitalbetten.”
Im Artikel rät der Autor, unser Bundesrat Cassis könne Italien bei Covid gerne helfen, aber eben nur dann, wenn es Temporeduktionen auf den Autobahnen und damit weniger Verkehrstote bzw. Verletzte gebe. Ein Kommentar fügt dazu an: “…der Beitrag macht auf humorvolle Art auf unerwartete Zusammenhänge aufmerksam.” Schon damals fand ich das wenig(er) lustig. Angefügt werden darf, das gerade Herr Gasche später über Monate immer wieder darauf hinwies, dass positiv Getestete nicht gleich Kranke heisst.
Ohne diese Arbeit würde SRF noch heute von Erkrankten und nicht Infizierten (richtig wäre positiv getestet!) berichten. Und ebenfalls für infosperber spricht, dass die Beiträge im Archiv abrufbar bleiben, auch wenn es bei besagtem Artikel vom 10. März 2020 einen Querverweis zum 27. März 2020 gibt.
Inside Paradeplatz schneller am Ball, manchmal jedoch voll daneben
Inside-paradeplatz.ch war bei Corona schneller “am Ball”, allerdings erinnere ich mich an einen Artikel „Stammt Corona-Virus aus Wuhan-Waffenlabor?“ von Isabel Villalon. Dieser Beitrag enthielt doch recht gewagte Theorien wie eben die, das Virus stamme aus dem Labor in Wuhan.
Die dazu passende Herleitung für das Wuhan-Labor erschien mir (um es mal mit viel Wohlwollen zu sagen) recht an den Haaren herbeigezogen. Das sahen viele andere Leser/innen auch so, und kurze Zeit später verschwand der Artikel bei inside-paradeplatz.ch (etwas später auch die Autorin als Beitragsverfasserin). Übrig geblieben ist ein weiterer Artikel, der auf den “gelöschten” Beitrag) verweist.
Da das Web selten vergisst, lässt sich der ursprüngliche Artikel bei docplayer.org unter ‘Vier Artikel zu Covid 19 finden. Das Entfernen von publizierten Artikeln belässt einem mit etwas Ratlosigkeit zurück. Ich frage mich dabei immer wieder, bin ich jetzt schon so alt geworden, dass ich vergesse, wo ich was gelesen habe? Nur scheint es leider eher so, inside-paradeplatz.ch “vergisst” zuweilen die eigenen Artikel.
Nach dem Corona-Jahr: Weiter durchwursteln ?
Das gleiche Schicksal erlag offenbar ein Artikel eines Autors, der gestern publiziert wurde: “Nach dem Corona-Jahr: Weiter durchwursteln?” Darin findet der Autor, es müsse jetzt ultimativ eine Impffabrik aus dem Boden gestampft werden, denn (erster Teil Zitat, letzter Satz sinngemäss):
“In Asien haben einige Länder die Seuche weitgehend eingedämmt. Aber wir konnten nicht von ihnen lernen”. Für schärfere Massnahmen fehle der politische Wille, die heiligen Kühe würden nicht geschlachtet.
Darauf erlaubte ich mir mit einen (zugegeben langen) Kommentar anzumerken:
Wer Massnahmen wie in Asien als Mass aller Dinge darstellt bzw. uns vorwirft, wir seinen nicht in der Lage, solche durchzuziehen, wer die Demokratie einzig als heilige Kuh betrachtet, das alles mag zur aktuellen Stimmung passen, doch ist dies in einer Demokratie brandgefährlich.
Wie weit wollt ihr gehen? Reicht es denn nicht, wenn mit Notrecht eine Zusammenkunft mit mehr als fünf Personen aktuell illegal ist, wenn wir Kindern während der gesamten Schulzeit Masken überziehen? Welche Macht wollt ihr noch an unsere überforderten Behörden delegieren?
Eine staatlich aus dem Boden gestampfte Impffabrik soll es nun also richten. Glaubt der Verfasser ernsthaft, dass Impfstoffe, die überstürzt zugelassen wurden, bei denen die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen nicht wirklich erforscht wurden (das ist in dieser Zeitspanne unmöglich, aus 95% werden schnell mal 29%, siehe dazu Artikel bei infosperber.ch), dass es reichen wird, einfach genügend Leute in einer staatlichen Impffabrik zu impfen?
Die Kosten dazu seinen im Vergleich zu dem, was aktuell passiere, irrelevant. Einverstanden, die Staatsschulden, die aktuell gemacht werden, sind unverantwortlich.
Jetzt einfach noch einen mit einer staatlichen Impffabrik drauflegen, ist das wirklich die Lösung? Wie wäre es damit, dass der Staat seinen Massnahmen- und Ausgabenwahn einfach mal auf das zurückfährt, was gemäss Epidemiengesetz vorgesehen ist. Gemäss diesen kann der Staat die Kosten für Heilmitteln übernehmen bzw. die Erforschung dieser subventionieren.
Dass der Staat damit die Wirtschaft drangsalieren darf, dass der Staat für Milliarden eine fragwürdige Maskenorgie finanziert, diese Kompetenz lässt sich dem Epidemiengesetz genauso wenig entnehmen wie der Staat eine allumfassende Impffabrik aus dem Boden stampfen kann (subventionieren heisst nicht vollfinanzieren).
Aber selbst wenn er eine solche hätte bzw. sich aktuell diese Kompetenz notrechtlich an sich reisst, so wird eine solche Politik scheitern. In der Vergangeheit haben sich Hoffnungen, mehr Staat werde es richten, immer zerschlagen bzw. fast immer ins nackte Chaos geführt. Es ist blauäugig anzunehmen, dass es diesmal anders sein würde.
Einfach mal runterfahren, etwas Distanz, mehr Vernunft, mit jeder neuen Massnahme mindestens zwei andere abschaffen, und wir kriegen das hin. Wahrscheinlich wird das nicht subito zu paradiesischen Zuständen führen, aber immerhin zu etwas mehr Normalität, und damit gewinnen wir schon extrem viel mehr, als wenn wir in dieser Hysterie weitermachen.
Seit dem späten Nachmittag ist der Artikel für die Impffabrik bei inside-paradeplatz.ch nicht mehr verfügbar (bei den Suchmaschinen ist er noch abrufbar). Fragt sich, welche Schlüsse daraus gezogen werden können? Ich denke, wir leben in einer Zeit, wo die Geschwindigkeit und Häufigkeit der Beiträge hoch zu sein hat. Dass dabei manchmal die Qualität ziemlich bodenlos abdriftet (dies meine Meinung zu besagtem Artikel), lässt sich wohl nicht vermeiden.
Als Konsument bleibt mir nichts anderes übrig, als kritisch zu bleiben, und möglichst unterschiedliche Kanäle zu nutzen und die News immer auch mal wieder zu hinterfragen. Damit lässt sich vieles mit der Zeit (besser) einordnen — und überdies auch gelassener. Abgesehen davon immunisiert eigenes Denken auch gegen gewisse virale Kapriolen in dieser Pandemie, und das ist nicht nichts.
P.S: Falls jemand andere Quellen empfehlen kann, Platz in den Kommentarspalten hat es mehr als genügend.
Update 1.3.2021: Auf beiden vorgestellten Portalen fanden sich in letzter Zeit mehrere Artikel mit fragwürdigen Inhalten. Zwei Beispiele: “Corona-Diktatur als Training für Klima-Diktatur” (inside-paradeplatz.ch vom 20.2.201 von Hans Geiger) und “Diktatorischer Maulkorb soll «Diktatur» beenden” (infosperber.ch vom 28.2.2021 von Monique Ryser). Beide sprechen von einer Diktatur, wo es keine gibt. In der Schweiz sind zwar Grundrechte ohne demokratische Legitimation arg beschnitten, aber die Schweiz ist aktuell keine Diktatur (in einer solchen würde ich mich nicht mehr äussern).
Update 2.3.2021: Völlig unerwartet wurde ein Kommentar von mir bei infosperber.ch entstellt. Sorry, auch wenn es ein “einmaliger Entgleiser” sein sollte, empfehlen kann ich infosperber.ch nach dieser Erfahrung nicht mehr. Schade!
Zwischen dem 1. Janaur 2021 und dem 31. März 2022 machte die Schweiz (alleine auf Bundesebende) zur Bewältigung von Covid Schulden über 65370 Millionen bzw. 65.37 Milliarden. Dies entspricht dem Erwerb von neuen Kampfflugzeugen gemäss Abstimmung Sommer 2020. Quelle: Covid-Schulden Bund